Nachdem wir uns ein wenig in unserer neuen Situation zurechtgefunden haben und das Wetter noch nicht bade- und strandtauglich ist, haben wir keine Zeit verstreichen lassen und uns darauf los gemacht ein Grundstück in Anapa und für unser neues Zuhause zu finden.
Aber wo und womit fängt man an? Verkaufsanzeigen durchforsten, einfach durch die Ortschaften fahren und nach „zu verkaufen“-Schildern suchen oder sich vielleicht doch an einen Makler wenden?
Natürlich haben wir uns im Vorfeld Gedanken dazu gemacht, wie wir künftig leben möchten. Wir wollten schon lange aus der Stadt raus und auf dem Land leben. Wie ursprünglich und wie weit weg von der Stadt, das müssen wir noch herausfinden.
Was wir künftig beruflich machen möchten und welche Infrastruktur wir dafür benötigen, darf natürlich auch nicht außer Acht gelassen werden. Die aktuellen Pläne sich der Tourismusbranche zuzuwenden, sprechen natürlich für die Nähe zur Anapa oder einer anderen Küstenstadt.
Geschäfte des täglichen Bedarfs, vorherrschende Straßenverhältnisse, Verkehrsanbindung, Schulen, medizinische Versorgung, Nachbarschaft. Viele, viele Faktoren, die zu berücksichtigen sind.
Um überhaupt erstmal einen Anfang zu machen, sind wir einfach losgefahren und haben versucht uns einen Überblick über die Ortschaften zu machen.
Von Neubausiedlungen mit Einfamilienhäusern, über kleine Städtchen bis hin zu vergessenen kleinen Dörfern, im Umkreis von ca. 50 km von Anapa ist alles vorhanden.
Grundstück in der klassischen Wohnsiedlung
Aktuell gibt es vor allem in der Region Krasnodar einen Trend zur idyllischen Wohnanlage. Eine kleine oder große Siedlung bestehend aus Einfamilienhäusern, ohne nennenswerte eigene Infrastruktur, in der Regel am Ortsrand angesiedelt und gerne mit einer Schranke an der Einfahrt. Ein Zufluchtsort für all diejenigen, die in die Region Krasnodar ziehen und sich ebenfalls mit Zugezogenen, anstatt mit Einheimischen umgeben möchten. Ein Stück Land innerhalb einer solchen Siedlung ist jedoch kostbares Gut. Die Aussicht aus dem eigenen Fenster ist in der Regel ein Zaun, denn gebaut wird auf Grundstücken bis 500 qm. Auch die Preise mit 300.000 RUB pro 100 qm bewegen sich im oberen Bereich. Dafür gibt es ein „Rundum-Sorglos-Paket“. Das Grundstück wird bebaut und alle gewünschten Kommunikationen angeschlossen. Eine ordentliche Zufahrtsstraße gibt es manchmal obendrauf.
Die Kleinstadt mit Dorfatmosphäre
Kleine bis mittelgroße Städte ähneln eher einem Dorf mit guter Infrastruktur. Mehrstöckige Bauten (zwei bis drei) sind in der Regel nur im Zentrum vorhanden und beherbergen Geschäfte, Ärzte oder öffentliche Einrichtungen. Wohnhäuser mit mehreren Parteien sind unüblich.
Viele solcher Ortschaften haben über Jahrzehnte ein ruhiges Leben geführt, bis viele Menschen aus dem ganzen Land, wie wir auch, die Flucht aufs Land ergriffen haben. Viele Bauunternehmer kaufen seit Jahren Grundstücke mit alten Häuschen auf. Teilweise können sich die Menschen die großen Grundstücke leisten und lassen diese mit einem neuen Haus bebauen. Größtenteils werden diese jedoch von Bauunternehmen zerschlagen und mit kleinen, neuen Komplexen von drei oder fünf Häusern bebaut. Das idyllische Landbild fällt dadurch dem Profit und auch der wachsenden Population zum Opfer. Das Bild verändert sich nach und nach und die Veränderung lässt sich natürlich nicht aufhalten. Viele Dörfer werden mit der Zeit großen Neubausiedlung ähneln.
Grundstück im kleinen Dorf am Ende der Welt
Zum Vergleich haben wir uns auch richtig kleine Orte mit teilweise nur einer Straße und einer Handvoll Einwohner angesehen. Jedoch wurde unsere Erwartung von einem bescheidenen, einfachen und ruhigen Landleben, leider von der Realität überrollt. Hoffnungslosigkeit, in sich zusammenfallende Häuser und ein Gefühl der Sehnsucht nach den guten alten Zeiten machen sich hier breit. Man möchte überall ein Stück Leben einhauchen. In der Jahreszeit, in der alles kahl und grau ist, ist das Bild natürlich besonders traurig. In Kombination mit einer nicht vorhandenen Infrastruktur und hohen Kosten für die Erschließung scheint der Umzug in eine solche Gegend nicht verlockend. Aber ruhig ist es auf alle Fälle.
Nach einigen Tagen planlosen Umherfahrens und zahllosen Eindrücken entsteht im Kopf langsam eine deutlichere Vorstellung darüber wohin die Reise gehen soll.
Keine Siedlung, wo jedes Haus wie das andere aussieht. Sondern ein Stück Land, das Raum zum Atmen lässt und wo das Leben ein wenig langsamer verläuft. Ein Stück weniger Zivilisation zum Preis von kaputten Straßen, die auch mal staubig und matschig werden. Freiheit im Tausch gegen Perfektion.
Noch haben wir nicht das Grundstück unserer Träume gefunden. Wir wissen nun aber wonach wir suchen. Und das ist schon mal der wichtigste Schritt auf dem Weg zum Ziel.
