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Haus bauen in Russland – wo fängt man an?

Zwar nicht von heute auf morgen, aber doch recht plötzlich, standen wir vor der Frage, was heißt Haus bauen in Russland? Vor einem Jahr hätte ich daran gar nicht gedacht. Und nun wo das Grundstück gefunden und gekauft war, war der nächste logische Schritt schon vor unserer Nase und wir plötzlich Bauherren.

Zuerst die Zuständigkeiten klären, wer macht was?

Als erstes muss natürlich jeder für sich selbst die Entscheidung treffen, ob er sein Haus tatsächlich selber bauen möchte. Dazu zähle ich sowohl den Fall, dass man selber die Kelle in die Hand nimmt und los spachtelt (oder was man so macht, wenn man ein Haus baut). Aber auch, wenn man für jeden Schritt selber einen Fachmann engagiert und jeden Schritt selber plant und organisiert, fällt das für mich unter die Kategorie selbst gebaut.

Wir haben noch nie selbst ein Haus gebaut und möchten auch nicht jetzt damit anfangen. Also musste ein Profi her. Der uns bei all den vielen Fragen zur Seite steht und Ahnung vom Bauen hat. Wie fast in jedem Fall, lohnt es auch hier Vergleiche anzustellen und mehrere Bauunternehmer aus der Gegend unter die Lupe zu nehmen. Empfehlungen von Dritten können an dieser Stelle Fluch und Segen sein. Denn jeder hat seinen eigenen Maßstab und nur, weil jemand mit seinem Haus zufrieden ist, heißt es nicht, dass man selbst das auch wäre. Daher unbedingt bereits fertige Objekte besichtigen und sich ein eigenes Bild machen. Am Ende kommt es auf die Mischung aus Fakten und Bauchgefühl an. Denn so ein Bauunternehmer wird im Laufe des Hausbaus ein enger Verbündeter, der den Traum vom eigenen Paradies mit verwirklicht. Daher finde ich, dass der menschliche Faktor hier ganz wichtig ist.

Wir hatten das Glück diesen einen Profi sehr schnell zu finden. Besonders im Vergleich, weiß man dann schon gut von schlecht zu unterscheiden.

Als nächstes ran an die Bürokratie und den Papierkram

Auch beim Haus bauen in Russland müssen in der Regel bestimmte administrative Abläufe und Vorschriften eingehalten werden.

Abriss

Bevor wir mit dem Bauen loslegen können, musste unser Grundstück von Altbauten befreit werden. Dafür bedarf es zunächst einer Abrissgenehmigung. Diese war recht schnell da und schon konnte die große Zerstörung beginnen. Nach der Abnahme durch die örtlichen Behörden, werden die Altbauten auch aus dem Verzeichnis beim Katasteramt gestrichen und damit offiziell Platz für etwas Neues geschafft.

Neubau

Für einen Neubau benötigt man auch in Russland eine Baugenehmigung. Um diese zu erhalten muss ein Bebauungsplan vorgelegt werden. Dieser sollte durch einen Architekten erstellt werden, damit das Häuschen dann auch sicher und stabil ist.

Erschließung

Mit Haus bauen allein, wird man nicht glücklich. Wasser und Strom wären auch nicht schlecht. Wenn Erschließungsarbeiten durchgeführt werden sollen, müssen auch hierfür Anträge bei der örtlichen Wasser-, Strom- und Gasversorgung gestellt werden, um eine Genehmigung für den Anschluss zu erhalten.

Da wir ein Grundstück in einem kleinen Dorf erworben haben, in dem die Erschließung noch bei weitem nicht abgeschlossen ist, muss auch an dieser Front noch einiges getan werden. Wir müssen eine Wasserzuleitung legen, um eine zentrale Wasserversorgung zu erhalten. Bisher wird noch von vielen Häusern in unserer Straße das Wasser aus einem eigenen Brunnen oder einem eigenen Bohrloch genutzt.

Als Wärme- und Heizquelle dient in Russland entweder Strom oder Gas. Auch in abgelegenen Landstreifen werden die zentralen Gasleitungen immer mehr und immer mehr Haushalte bekommen einen Gasanschluss. Auch in unserem Dorf sind zentrale Gasleitungen vorhanden. Hier müssen wir lediglich unser Grundstück anschließen.

Zu guter Letzt kann man auch die Stromleitungen unter die Erde legen. Was in Russland, vor allem auf dem Land, noch gar nicht selbstverständlich ist.

Fazit

Am Ende werden viele Behörden abgegrast und viele Genehmigungen und Dokumentationen gesammelt werden, damit das eigene Häuschen rechtmäßig gebaut und erfasst ist. Stellt euch bloß die Last vor, die von den Schultern fällt, wenn man jemanden an seiner Seite hat, dem man das alles anvertrauen kann. Nochmal ein Grund, der für eine Fremdbeauftragung spricht.

Natürlich halten sich in Russland nicht alle an diese Vorgaben, müssen im Gegenzug aber immer mit dem Risiko leben, dass das mühsam erbaute Häuschen der Abrisskugel zum Opfer fällt. Das möchten wir auf keinen Fall riskieren und bauen typisch deutsch nach Vorschrift.

Die Grundlage für ein Hausbau ist ein Bauplan – wie wir unser Haus planen

Um eine Baugenehmigung zu erhalten, muss ein Bebauungsplan vorgelegt werden. Dieser wird durch die örtliche Architekturbehörde genehmigt und erst dann darf gebaut werden. An dieser Stelle standen wir vor der nächsten großen Frage, WAS möchten wir bauen?

Natürlich kann man ein Fertighaus aussuchen. Wenn man einen Bauunternehmer engagiert, hat dieser auch bereits das eine oder andere Projekte startklar. Dieses ist auch bereits ausgearbeitet und in den Details ausgereift.

Aber das wäre ja zu einfach. Ein Neubau sollte wie ein Maßanzug sein und da sollte man schon seine eigenen Maße nehmen. Also lassen wir der Kreativität freien Lauf. Tage und Nächte suchen wir nach Ideen für Grundrisse. Versuchen uns vorzustellen wie das Endergebnis aussehen könnte. Müssen dabei natürlich die Grundstücksmaße und die gesetzlich vorgeschriebenen Abstände berücksichtigen. Und dann fällt einem ein, dass man beim Frühstücken die ersten Sonnenstrahlen genießen und nachmittags auf einer schattigen Terrasse sitzen will. Also versuchen wir alles noch nach der Sonnenumlaufbahn auszurichten. Nach einigen Momenten der Verzweiflung und Anflügen von Kapitulation, findet man aber den Weg zu seinem Traum. Vorausgesetzt man bleibt lange genug dran.

Unsere Vorstellung wurde natürlich in Zusammenarbeit mit unserem Bauunternehmer und einem Architekten zur Vollendung gebracht. Damit ist sichergestellt, dass es nicht nur optisch, sondern auch statisch und funktionell passt.

Und wie bei einem guten Anzug, weiß man auch beim perfekten Grundriss, wann es wie angegossen sitzt und den eigenen Vorstellungen von Komfort entspricht.

Fazit

Haus bauen in Russland unterscheidet sich grundsätzlich nicht von einem Hausbau in Deutschland oder Europa. Russland ist kein großer Waldspielplatz, wo jeder macht was er will. Eine gewisse Grundordnung ist auch beim Hausbau in Russland vorhanden. Auch wenn gefühlt alles recht zügig vorangeht und die Behörden ebenfalls Fristen einhalten müssen, sodass man nicht unbegrenzt lange auf seine Genehmigungen und Unterlagen warten muss.

Der Kostenfaktor spielt hier natürlich ebenfalls eine große Rolle. Auch wenn in Russland die Inflation gerade wieder Fahrt aufnimmt, bleiben die Preise noch erschwinglich. Natürlich immer aus der Perspektive, dass man ausreichend Startkapital aufbringen kann. Vorzugsweise in stabiler Fremdwährung. Eine Fremdfinanzierung ist in Russland zwar möglich, aber nicht empfehlenswert. Der aktuelle Zinssatz für Baudarlehen fangen bei 8% an. Je nach Tilgungsdauer zahlt man im Schnitt bis zu 50% der Darlehenssumme an Zinsen obendrauf. Diese Option würde ich nicht empfehlen. Dann lieber einen günstigeren Ort suchen und schuldenfrei leben. Das Land ist ja groß genug. Das passende Plätzchen wird sich sicher finden.

Haus bauen in Russland

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